Hurra, hurra, der Wolf ist da

Auf dem Landesjägertag Anfang Mai verkündete unser Ministerpräsident: „Der Wolf gehört zu Brandenburg.“ Aus dem Kontext genommen mag man diese Aussage als nüchterne Feststellung betrachten. Gemeint war aber die Richtschnur politischen Handelns in Sachen Wolf.

Seinen „Siegeszug“ über die Oder-Neiße-Friedensgrenze begann der Grauhund vor 10 Jahren im Süden unseres Landes. Nun ist er nach einigen „Stippvisiten“ in den Vorjahren auch in der Prignitz heimisch. Von offizieller Seite wird das noch nicht bestätigt, aber mehrere Sichtungen, Fotos auf Wildkameras, Handyvideos und Schafsrisse, wie in der vergangenen Woche in Telschow, zeugen davon.

Nun kann man ja davon begeistert sein, dass sich die nordosteuropäisch-baltische Wolfspopulation westwärts ausbreitet und in unserer industrialisierten, zerschnittenen Kulturlandschaft mit reichlich gedecktem Tisch pudelwohl fühlt und darin ein Indiz für herausragenden Artenschutz sehen.

Andererseits sollte aber auch nicht verschwiegen werden, dass die Zahl derer, die nicht Isegrims Freunde sind wächst. Nicht wegen der Grimm´schen Märchen ist der Wolf vor über 150 Jahren bei uns von der Bildfläche verschwunden, sondern, weil Konflikte eskalierten.

Wenn auch heute Landwirte aufbegehren, deren Schafe und Kälber gerissen werden, Jäger ihren dem Wolf zum Opfer gefallenen Jagdhund beklagen oder den Verlust ganzer Muffelwildbestände registrieren, darf man auch dafür Verständnis haben, wenn nicht alle den Wolf lieben.

Die MAZ berichtete kürzlich von einem in unserem Bereich auf der A 24 überfahrenen Jungwolf. Vielleicht trägt dieser Unfall mit dazu bei, dass nun endlich an diesem Autobahnbereich Wildzäune errichtet werden sollen (auch das konnte man in der MAZ nachlesen).

Die rasante Populationsdynamik des Wolfes ruft auch Brandenburgs Jäger auf den Plan. Wir unterstützen das Wolfsmonitoringprogramm des Landes, bringen uns bei dessen Aktualisierung ein, fordern dabei einen konkreten Aktionsplan, der angesichts der aktuellen Entwicklung der Wolfsbestände eine Senkung des Schutzstatus notwendig macht. Von offizieller Seite wird die Zahl der in Brandenburg lebenden Wölfe mit 125-140 angegeben, eine höhere Anzahl ist wahrscheinlich. Die Vermehrungsrate beträgt 30 Prozent. Rein rechnerisch würde der Bestand in 5 Jahren damit auf 500 anwachsen. Der neue Präsident des Landesjagdverbandes Dr. Wellershoff stellte kürzlich fest: „Der Wolf wird seine Akzeptanz in der Bevölkerung auffressen, wenn sein Bestand weiter unkontrolliert wächst.“ Es gilt sich damit auseinanderzusetzen, wie die zunehmende Wolfspopulation auf einen stabilen, den Lebensraumbedingungen angepassten Niveau gehalten werden kann und wie die Entnahme verhaltensauffälliger Tiere in der Praxis umgesetzt werden soll.

Wie Menschen, die auf Wölfe treffen, reagieren sollten, erklärt Dr. Norman Stier, der Koordinator des Wolfsmonitorings in Mecklenburg-Vorpommern folgendermaßen: „Man sollte versuchen, diese Tiere mit lautem Rufen und Bewegungen zu vertreiben und sich zurückziehen.“

Also, Jäger, Pilzsucher, Naturfreunde, jede Sichtung und sonstige Begegnung mit dem Wolf  bitte den Wolfskundigen unseres Jagdverbandes, Rudolf Scholz oder Karsten Neumann, melden.

 

Werner Sperling

Vorsitzender des Jagdverbandes Pritzwalk

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